Ursachen und Auslöser für Angst in pathologischer Form – im sowohl psychologischen als auch psychiatrischen Bereich als Angststörung bezeichnet – liegen in der Regel in kombinierter Form vor.
Betroffene können bei den ersten Panikattacken keinen offenstichtlichen Grund erkennen, auch wenn in der Regel eine Verbindung zu vorangegangenen Ereignissen im Leben existiert. Der Psychologe Roger Baker, England, bezeichnet in seinem Buch „Wenn plötzlich die Angst kommt” diese für Patienten manchmal nicht sichtbare Verbindung als »unsichtbares Band«.
Meistens lassen sich die Ursachen einer Angststörung nicht direkt herleiten. Erst eine gründliche Anamnese, häufig erst eine fundierte tiefenpsychologische Psychotherapie, lassen auf die Ursachen einer Angststörung schließen.
Ihre Ursachen liegen meistens in der Kindheit. Je früher Ursachen und Auslöser einer Angststörung liegen, desto schwieriger ihre Spezifizierung. Ursachen und Auslöser aus frühester Kindheit sind oft nicht mehr herauszufinden und lassen die Angststörung, sehr oft dann in Form einer generalisierten Angststörung, tief in der Persönlichkeit eines Menschen verwurzelt sein. Das macht sie nur in Form einer langfristigen Entwicklung therapier- und veränderbar.
Ursachen und Auslöser durch das familiäre Umfeld und der Kindheit
Ein wesentlicher Aspekt der Ursachen einer Angststörung liegt im familiären Umfeld. Ist die Rolle, in der sich ein Kind erlebt, mit Angst besetzt, führt dies nicht selten zu nachhaltig seelischen Schäden, die im Erwachsenenleben der Person, oft erst in späteren Jahren, in Erscheinung treten. Beim familiären Aspekt können ein oder mehrere Wesensanteile eines oder mehrerer Familienmitglieder permanente Angstgefühle in einem Kind auslösen. Hierbei müssen nicht eine oder die jeweiligen Personen objektiv bedrohlich oder Angst einflößend sein. Die Ursache liegt im subjektiven Empfinden des Kindes, das etwas als bedrohlich empfindet oder nicht verarbeiten kann. Angst- oder Persönlichkeitsstörungen der Eltern ihrerseits übertragen sich häufig in unterschiedlicher Ausprägung ebenfalls auf die Kinder. Es kann auch eine fremde Person oder eine wiederkehrende Situation im Umfeld des Kindes Auslöser einer Angststörung sein.
Erlebt ein Kind eine Angst vor einer Person oder Situation dauerhaft, entwickelt es Schutzmechanismen und oft tief liegende Ängste, die zu einer erst später auftretenden Angststörung führen können. Auch ein einmaliges Erlebnis kann zu einer Angststörung führen, wenn dieses traumatisch tief in die Persönlichkeit des Kindes eindringt.
In den ersten 6 – 12 Monaten eines Lebens – während der symbiotischen Beziehung zur Mutter – erlebt das Baby eine Trennung zu Mutter, Vater oder einer anderen ihm Geborgenheit schenkenden Person vielfach als lebensbedrohlich und kann deshalb eine lebenslange Angststörung hervorrufen. Da sich die Identität des Kindes erst während der Symbiosephase langsam entwickelt, können Angststörungen, derart ausgelöst, tief in die Identität des Menschen eindringen.
Sie äußern sich – meistens erst nach der Pubertät oder im Erwachsenenalter – in vielen Fällen in Form der generalisierten Angststörung.
Bei der generalisierten Angststörung liegt keine Angst vor bestimmten Objekten oder Situationen vor. Die Angst drückt sich hingegen in Form eines latent oder akut dauerhaft auftretenden Angstgefühls aus, das auf unterschiedliche Weise Ausdruck findet. Die Angst wird vielfach von der Person selbst nicht als solche wahrgenommen, sondern drückt sich in ihrem Verhalten oder in somatisierter Form, also in körperlichen psychosomatischen Symptomen, aus. Erst eine psychotherapeutische Behandlung bringt die Ursachen derart belastender Symptome und Verhaltensweisen zutage. Einer der eindringlichsten Auslöser einer ausgeprägten Angststörung ist sexueller Missbrauch in der Kindheit.
Traumatische Erlebnisse dringen in jedem Alter tief in die Psyche des Menschen ein. Je nach der Tiefe der Traumatisierung kann das Trauma nur schwer und nur über einen langen Zeitraum hinweg verarbeitet werden. Traumatisierende Erlebnisse in der Kindheit greifen vielschichtig in die Psyche des Menschen ein, sodass nicht selten verschiedene Formen einer psychischen Störung auftreten, wobei Ursache, Störung und Symptomatik nur schwer und nach längerem Verlauf der Krankheit zu diagnostizieren oder spezifizieren sind. Es ist bekannt, dass auch z. B. Schwangerschaftsabbrüche die Psyche vieler Frauen unterschwellig derart belasten, sodass sie in ihrer Dauerbelastung Jahre später als akute Angststörung auftreten können.
Im Allgemeinen liegen einer Angststörung verschiedene Ursachen und Auslöser zugrunde. Erst in deren Wechselwirkung miteinander bzw. im Zusammenwirken von Auslöser und Folgevorgängen in der Persönlichkeit bewirken sie die psychische Störung im Menschen. Die sogenannte Panikstörung kann in einer Angststörung und deren Auslöser ihre Ursache haben. Auch Phobien zählen zur Art der Angststörungen. Pathologisch liegt dann eine Angststörung vor, wenn beim Auftreten von Angst objektiv keine oder eine überschätzte Bedrohung vorliegt, oder sofern eine Person von Angst gesteuert wird, ohne dass dieselbe Person eine Bedrohung wahrnimmt.
Stress und Angst
Angstreaktionen sind durchaus vergleichbar mit dem, was wir im Alltagsleben auch als Stress bezeichnen. Sind wir ausgeglichen und befindet sich unser Organismus in einer niedrigen Anspannungssituation, wird die gleiche Belastungssituation eine schwächere Stressreaktion auslösen, die von uns leicht bewältigt werden kann. Bei hoher Anspannung werden wir hingegen bereits bei kleinen Ereignissen Ängste und Sorgen empfinden und uns überfordert fühlen.
Ein und die selbe Belastung kann also unterschiedlich stark erlebt werden. Die Stärke von Stress- und Angstreaktionen ist zudem stark abhängig von der eingeschätzten Bedrohlichkeit, also von unseren Gedanken.
Das Ausmass der Grundanspannung ist nicht nur von Umweltereignissen und der Zeitspanne bestimmt, in der sie auftreten, sondern auch vom uns angeborenen «Nervenkostüm», also unserer allgemeinen Belastbarkeit, die bei jedem Menschen unterschiedlich ist. Menschen mit grundsätzlich hohem Anspannungsniveau sind also anfälliger für überschiessende Angst-Stress-Reaktionen.
Wann wird Angst und Stress zur Krankheit?
Angst und Stress führen nur dann zur Krankheit, wenn es zu Fehlsteuerungen oder Überlastungen unseres Organismus kommt. Bei allen Formen von Angststörungen spielen Fehlsteuerungen bei der Stressreaktion eine entscheidende Rolle. Wie viel es braucht, bis ein Mensch überlastet ist und es zu einer Angststörung kommt, hängt einerseits von seiner genetischen Konstitution und andererseits von seinen erworbenen Fähigkeiten (z.B. Resilienz) ab. Nicht zuletzt spielt auch das soziale Umfeld eine wichtige Rolle.
Quelle: APhS – Angst- und Panikhilfe Schweiz
Zusammenfassend kann man sagen, dass
- Ängste oft in der Kindheit erlernt werden.
- Schlechte Erfahrungen auch bei Erwachsenen zu Ängsten führen.
- es unter erhöhter allgemeiner Anspannung eher zu Angsterlebnissen kommt.
- die Vererbung bei Angst eine gewisse Rolle spielt.
- der geregelte Austausch bestimmter Botenstoffe im Gehirn bei Angstpatienten gestört ist.
- das Erkennen der Erkrankung und Rat und Hilfe in Anspruch zu nehmen, entscheidend ist.
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Eine bekannte ist mir als baby einmal aus den händen auf den boden gefallen. Sie hat geschrien, aber es war keine verletzung. Sie ist jetzt 35 jahre, mutter zweier kinder. Seit der geburt des zweiten kindes leidet sie an panikattacken und hält es nirgends aus, wo menschenansammlungen sind oder was sie nicht kennt.
Kann der vorfall in der kundheit schuld daran sein?